Das Kinder im Auto angeschnallt gehören versteht sich von selbst. Und da die üblichen Gurtsysteme nicht für die Kleinen ausgelegt sind, bedarf es spezieller zugelassener Rückhaltesysteme. Diese sind übrigens für Kinder bis zum 12. Lebensjahr beziehungsweise bis zu einer Körpergröße von 1,50 Metern verpflichtend. Letzteres bedeutet, dass auch ältere, aber eben kleinere Kinder weiterhin mit einem Rückhaltesystem für Kinder gesichert werden müssen.
In der Regel greifen Eltern auf Autokindersitze namhafter Anbieter zurück, die nahezu alle einen guten Schutz bieten. Bei größeren Kindern kommen auch, obgleich Experten davon abraten, Sitzerhöhungen zum Einsatz. Dadurch wird das bereits größere Kind „angehoben“, um die Gurtführung zu optimieren. Ihnen fehlen allerdings Protektoren, um im Fall eines Seitenaufpralls das Kind zu schützen.
Doch immer wieder finden auch andere Produkte ihren Weg auf den Markt, die Sicherheit versprechen – aber nach Ansicht des ADAC diese nicht immer bieten. So ist auch ein alternatives kostengünstiges Gurtsystem unter dem Namen „Smart Kid Belt“ zugelassen, das einen Autokindersitz überflüssig machen soll. Durch seinen Preis zwischen 22 Euro (direkt beim polnischer Anbieter Smart Kid S.A., smartkidbelt.com/de/) und rund 35 Euro (bei deutschen Anbietern) könnte es manche sparsame Eltern verlocken, anstelle eines Kindersitzes auf das einfache, kleine und auch in einer Handtasche transportierbare Produkt zu setzen.
Laut Hersteller sollen Kinder bei Verwendung des „Smart Kid Belt“ genauso gut geschützt sein wie Erwachsene, indem mittels eines Zusatzgurtes die Gurthöhe an die Größe des Kindes angepasst wird. Doch: Dem ist nach einem Sicherheitstest nicht so.
Der ADAC hat in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest jüngst geprüft, ob die Bewertung des Herstellers einem Wirksamkeitstest standhält. Doch angesichts der Ergebnisse warnt der ADAC vor der Nutzung des gar nicht so smarten Kids Belts. Denn beim Crashtest des ADAC schnitt der Beckengurt tief in den Bauch des Test-Dummys ein. Das kann schwerste innere Verletzungen verursachen. Zudem gelingt es der Konstruktion nicht, den oberen Fahrzeuggurt vom sensiblen Nacken des Kindes fernzuhalten. Auch hier drohen daher Verletzungen. Keinerlei Schutz bietet das System darüber hinaus bei einem Seitenaufprall.
ADAC und Stiftung Warentest raten daher ab, das Produkt als Ersatz für einen Kindersitz zu verwenden, und empfehlen stattdessen die Nutzung eines Kindersitzes mit guten Ergebnissen beim Front- und Seitencrash.
Der Test des ADAC umfasste zwei Crashversuche in Anlehnung an den Standard-Frontal-Crash von Euro NCAP mit einer Geschwindigkeit von 64 Stundenkilometern. Dabei wurde der 1,15 Meter große Dummy einmal nur mit dem Fahrzeuggurt gesichert (in Europa unzulässig, da er bei einem Crash Verletzungen nicht zuverlässig verhindern kann) und einmal mit dem Zusatzgurt „Smart Kid Belt“.
Angesichts der Ergebnisse verwundert es, dass das Produkt zugelassen ist, denn ohne Zulassung dürfte es gar nicht im Handel verkauft werden. Doch trotz einheitlicher Regel in der EU gelangen immer wieder Produkte nach einer Zulassung von Behörden in anderen Ländern in den Handel, die nach Einschätzung des ADAC nicht verkauft werden sollten.
Nachtrag: Die Stiftung Warentest berichtete inzwischen, dass sie den Anbieter mit den Testergebnissen konfrontiert habe. Dieser verweist darauf, dass der Smart Kit Belt EU-weit zugelassen sei. Die Testergebnisse seien für ihn zudem nicht nachvollziehbar. Die Frage, ob bereits gekaufte Smart Kid Belts zurückgenommen werden, ließ der Anbieter unbeantwortet.