Die Qualität vieler Produkte können Verbraucher meist nicht selbständig überprüfen und einschätzen. Daher kommen Berichten der Stiftung Warentest oder vom ADAC eine große Bedeutung zu. Denn diese Institutionen genießen ein hohes Ansehen, da sie die Produkte der Hersteller auf Herz und Nieren testen. Einmal jährlich stehen bei der Stiftung Warentest Kombi-Kinderwagen auf dem Prüfstand. Und die meist in der August-Ausgabe des Magazins der Stiftung veröffentlichten Ergebnisse können über das Wohl und Wehe von Produkten entscheiden.
In 2020 konnten insbesondere Produkte von Maxi-Cosi und Hartan die Prüfer überzeugen. Aber auch die Hersteller Joolz, Teutonia und Moon konnten noch Noten erlangen, die eine „2“ vor dem Komma aufwiesen. Weniger erfreulich fielen hingegen die Urteile für Produkte aus den Häusern Hauck und Kinderkraft aus, die gar als „Mangelhaft“ bezeichnet wurden.
Für die Tests der zwölf Kinderwagen mit Liegewanne und Sitzeinheit, mit denen sich Babys und Kleinkinder transportieren lassen, wurden bereits im Februar und März des Jahres von Testeinkäufern ausgewählte Modelle im Handel erworben. Im Test ausgewiesene Preisinfos stellen „dar und Straßenpreise“ wurden im Mai 2020 von Anbietern abgefragt.
Die Tests berücksichtigen europäische Normen für Kinderwagen, die durch solche für Spielzeuge ergänzt werden. Weitere Infos zur Testmethodik finden Sie hier. Die Testbereiche werden unterteilt in „kindgerechte Gestaltung“ und „Handhabung“, die zu 45 beziehungsweise 35 Prozent in das Gesamtergebnis einfließe. Hinzu kommen die Bereiche „Haltbarkeit“ (5 %), „Sicherheit“ (5 %) sowie „Schadstoffe“ (10 %).
Dabei überrascht es ein wenig, dass das Thema Sicherheit gar nicht an erster Stelle steht. Immerhin geht in diesem Bereich auch die Sichtbarkeit im Dunkeln ein, ein Aspekt, der bei vielen Modellen bis heute nicht immer ausreichend berücksichtigt wird.
In diesem Jahr betonten die Prüfer – im Rahmen ihrer Berichterstattung – übrigens einen Aspekt ganz besonders: nämlich, ob ein Kinderwagen wirklich ausreichend Platz bietet. Eltern, die sich im Handel die unterschiedlichen Modelle anschauen, werden selbst schon beobachtet haben, dass es hier Unterschiede gibt. Und da die Preise für Kinderwagen in den letzten Jahren im Mittel gestiegen sind, sollte darauf geachtet werden, dass man das Modell der Wahl nach dem Kauf auch möglichst lange komfortabel nutzen kann.
Die Stiftung Warentest empfiehlt übrigens eine 35 mal 78 Zentimeter große nutzbare Liegefläche. Die meisten der getesteten Babywannen waren allerdings deutlich kleiner. Und in manchen Modellen stießen für ihr Alter bereits größere Kinder schon nach vier Monaten mit Kopf oder Füßen an.
Nicht nur, aber auch bei diesem Aspekt konnte der Testsieger „Lila XP“ mit der Note „2,2“ von Maxi-Cosi für rund 950 Euro besonders gut abschneiden. Hartan gelangte mit dem Modell „Yes GTS“ mit der Niote „2,3“ auf den zweiten Platz, wenngleich die Prüfer auf die geringere Nutzungsdauer hinwiesen, da der Platz knapper bemessen ist. Dafür überzeugte Hartan mit den Noten „Sehr gut“ in den Bereichen „Schadstoffe“ und „Haltbarkeit“.
Enttäuscht durften die Hersteller Hauck und Kinderkraft sein. Die Ergebnisse gelten selbstverständlich nur für die konkret getesteten Produkte. Denn während „Prime“ von Kinderkraft in 2020 aufgrund von Schadstoffen als „Mangelhaft“ durchfiel und auch im Bereich der „kindgerechten Gestaltung“ nur die Note „Ausreichend“ erzielte, hatte das Modell „Moov“ in 2019 noch die ordentliche Gesamtnote „2,5“ erhalten.
Im Matratzenbezug des Kinderkraft-Modells in 2020 fand das Labor deutliche Mengen des Flammschutzmittels Tris(2-chlorisopropyl)phosphat, kurz TCPP. Die EU hat einen Grenzwert für dieses Mittel in Kinderspielzeug festgelegt, weil es Bedenken hinsichtlich des möglicherweise krebserzeugenden Potenzials gibt.
Mehr noch überrascht Hauck, denn während das Modell „Mars Dusoset“ in 2020 mit der Note „4,6“ als „Mangelhaft“ durchfällt, war das Unternehmen in 2019 mit dem „Saturn R Duoset“ sogar der Testsieger.
Hier fand das Labor in 2020 im Sicherheitsgurt Benzo(ghi)perylen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht Beweise für eine erbgutverändernde Wirkung dieses polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffs im Tierversuch.
Die Stiftung Warentest teilte wie üblich die Reaktionen der Hersteller mit, die bei derartigen Ergebnisse immer vorab informiert und um eine Stellungnahme gebeten werden. Demnach lehne Hauck einen Umtausch ab. Kinderkraft dagegen biete seinen Kunden einen Umtausch der Matratze an. Bei neuen Produktionschargen will Kinderkraft auf TCPP aus der Konstruktion der Prime-Kinderwagen verzichten.
Vor dem Kauf lohnt also ein Blick auf die Testergebnisse. Sämtliche Ergebnisse können bei der Stiftung Warentest für 4,50 Euro als PDF heruntergeladen werden. Wer sich im Fachhandel beraten lässt, trifft zudem auf erfahrene Verkäufer, die Eltern durch das große Angebot mit Tipps und Taten begleiten. Ein Maßband muss also niemand mitbringen.