Der richtige Kinderwagen: Mehr als ein Statement

Mit Umsicht auswählen: Ein Kinderwagen gehört zu den teuersten Einzelposten der Babyausstattung. Daher sollte vor dem Kauf gut überlegt werden, welches Modell zu einem passt. (Bild: Thule)

Gerade vor dem Kauf eines Kinderwagens prasseln Marken, Meinungen und mannigfaltige Eindrücke auf junge Eltern ein. Rund um das Produkt werden Images produziert und ein notwendiges Mobility-­Tool zum Lifestyle-Accessoire stilisiert. Dabei sollte am Anfang eine kurze Analyse der Anforderungen stehen. 

Das Angebot an Kinderwagenmarken und -modellen hat in den letzten Jahren enorm zugelegt. Zu bekannten und seit Langem eingeführten Marken sind gerade in den letzten ein, zwei Jahrzehnten zahlreiche Anbieter dazugekommen, die durch eine neue Designsprache vor allem bei urban geprägten Eltern gut ankommen.

Manche der „Newcomer“ wie Bugaboo, Cybex oder Joolz gehören heute zu den großen und vor allem angesagten Anbietern. Auch haben internationale Player wie Joie und mit etwas Abstand Nuna durch eine starke Marken- und Vertriebsarbeit die angestammten Positionen herkömmlicher Anbieter übernommen.

Einige ehemals starke Traditions-marken wie zum Beispiel Teutonia sind unter die Räder geraten, wobei sich seit 2018 der in Schweden produzierende Traditionshersteller Emmaljunga noch einmal darum bemüht, die Marke mit neuen Produkten aufleben zu lassen.

In Deutschland beliebt sind aber auch die namhaften Marken ABC Design, Britax Römer, Hauck, Hartan, Gesslein, Knorr-Baby sowie Maxi-Cosi, Moon und Mutsy. Dazu kommen Spezialisten wie Hesba mit ihren exklusiven Klassikwagen. Doch diese Aufzählung ist nur exemplarisch, denn noch Dutzende weitere Marken arrondieren das Angebot. 

Kinderwagen kauft man im Fachhandel

Wer sich tatsächlich darauf einlassen will, eine so wichtige Investition online tätigen zu wollen, dem begegnen noch zahlreiche weitere Hersteller. Doch bei der Wahl des richtigen Kinderwagens sollten nicht nur Markenklang, Designvorlieben und natürlich – bei Preisen zwischen 160 und 2.600 Euro – der liebe Geldbeutel die Kaufentscheidung bestimmen, sondern eine Analyse der eigenen Anforderungen an den Wagen, um den passenden Typ, die Marke und das Modell zu bestimmen.

Da das Angebot nicht nur an Marken, sondern auch Modellvarianten enorm ist und nahezu jeder Hersteller dazu noch Farb- und Ausstattungsvarianten gesellt, dass es in den Ohren nur so klingelt, empfiehlt sich eine orientierende Fachberatung im Handel. Dazu dürfen sich werdende Eltern und Händler durchaus ein, zwei Stunden Zeit nehmen – zumal sich gegebenenfalls auch gleich eine Orientierung im Bereich von Babyschale und Autositz anbietet.

Es lohnt sich, vor Ort nachzufragen, ob man dazu einen Termin ausmachen kann, denn dann ist sichergestellt, dass für die aufkommenden Fragen und das Ausprobieren ausreichend Zeit reserviert ist.

Ein Vorzug des Fachhandels ist unter anderem die Möglichkeit, die Modelle ausprobieren zu können. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob die Lieblingsfarbe vorrätig ist, denn Kinderwagen sucht man meist schon mit etwas Vorlauf aus und kann sich – analog zum Autokauf – den Wunschwagen individuell zusammenstellen und rund um den Geburtstermin ausliefern lassen.

Aber Obacht: In der Regel gelten Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten! Dafür rollt man dann umso stolzer mit dem ans Herz gewachsenen Modell aus dem Geschäft.

Wichtig ist auch, dass der Fachhandel in der Regel eine Servicewerkstatt vor Ort unterhält, Leihwagen anbietet oder die Abstimmung mit einem Hersteller übernimmt, falls sich doch einmal ein Problem ergeben sollte. Meist schielt man doch nur wegen eines eventuell vorteilhafteren Preises auf einen Online-Anbieter. Doch die Differenzen schmelzen, wenn man beim Preis noch mal nachfragt und sich vielleicht auch ein nützliches Zubehörteil ausbedingen kann. Dafür revanchiert sich Ihr Fachhändler vielfach durch ein Reparaturangebot vor Ort und auch die Übernahme einer Serviceinspektion.

Die ersparten Kosten, Laufereien oder der etwaige Verzicht auf einen Kinderwagen, wenn man diesen einsenden muss, sind allemal nachhaltiger als die kurze Freude über ein paar ersparte Euros. Doch am Anfang steht die grundlegende Wahl.

Typen von Kinderwagen
(Kombi-)Kinderwagen: Kombikinderwagen sind durch zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten flexibel und am längsten nutzbar. Sie bestehen in der Regel aus einen Gestell, einer Liegewanne und einem (optionalen) Sportsitz.
Buggys (oft auch Sportkinderwagen): Sind in der Regel kleine, leichte und wendige Kinderwagen, meist eher für größere Kinder, die darin meist auch eigenständig ein- und aussteigen können. Achten Sie darauf, dass das Modell eine gute Liegeposition erlaubt. 
Jogger: Ein auf Beweglichkeit und Stabilität ausgelegter Sportkinderwagen für sportlich aktive Eltern. In der Regel mit drei großen luftbefüllten Reifen. Für Kinder ab einem Jahr.
Zwillingswagen: Kombikinderwagen wie auch Buggys gibt es auch als Zwillings- oder Geschwisterwagen, in denen Kinder nebeneinander, hintereinander oder leicht versetzt übereinander sitzen.

Was will ich vom Kinderwagen?

In der Stadt, auf dem Land oder etwas von Beidem? Über diese Fragen sollte man vor dem Kauf eines Kinderwagens gut nachdenken. (Bild: Britax Römer)

Um beim Kinderwagen zum passenden Modell zu finden, sind eine ganze Reihe an Fragen zu berücksichtigen. Dazu gehören: 

  • Welcher Kinderwagentyp (s. Kasten) passt am besten zu den eigenen Bedürfnissen?
  • Wo kommt der Kinderwagen am meisten zum Einsatz, also in der Innenstadt, auch mal auf unebenen Wegen oder auf Spaziergängen im ländlichen Bereich? Das wirkt sich auf die Breite, Robustheit als auch auf die Art und Lenkbarkeit der Räder aus.
  • Ist die Mitnahme in einem womöglich recht beengten Auto von Bedeutung, sodass sich kleine Klappmaße und geringe Gewichte anbieten? 
  • Ist die Fußbremse gut erreichbar und gibt es gegebenenfalls gar eine Handbremse? 
  • Wenn die Blickrichtung von Bedeutung ist – lässt sich diese ändern?
  • Lässt sich das Wunschmodell durch höhenverstellbare Schiebestangen auf die Körpergröße von Mama und Papa anpassen und stimmt auch die Laufweite der Beine unter dem Schiebebügel? 
  • Bietet der Aufbewahrungskorb unter dem Wagen ausreichend Platz und ist er gut zugänglich? 
  • Ist der Klappmechanismus gut handhabbar?
  • Welcher Grundstil – modern, klassisch oder retro – gefällt den Eltern? 
  • Ist passendes Zubehör wie ein Adapter für die gewählte Babyschale vorhanden?
  • Selbstverständlich sollten Eltern die Modelle auch ganz konkret ausprobieren, denn die Eindrücke zur Robustheit, der Höhe von Wanne oder Sitzeinheit oder die Handhabbarkeit lassen sich durch technische Angaben sowie Bilder und Videos im Netz nicht ersetzen. 

Accessories für Kinderwagen – eine kleine Auswahl

  • Mit einem kuscheligen Handmuff wie von B.O.Z.Z bleiben auch bei langen Winterspaziergängen die Hände schön warm. Ab 34 Euro. www.segr.se
  • Mit dem magnetischen Kinderwagenclip von Cloby bleibt ein Wind- oder Sonnenschutz-Swaddle stets am rechten Platz. Zweierpack, 25 Euro. www.mycloby.com
  • Das schwedische Label Kurtis bietet hübsche Sonnensegel, welche einfach am Kinderwagenverdeck angebracht werden können. Ca. 38 Euro. www.kurtisbaby.se
  • Mit dem „CarryHook“ von Reer kann man eine Vielzahl von Taschen oder Tüten bündeln und am Kinderwagenschieber einhängen. Um 9 Euro. www.reer.de

Kinderwagen im Test

Seit 1972, als die Stiftung Warentest erstmals Kinderwagen testete, stehen Kinderwagen rund alle zwei Jahre auf dem Prüfstand. Im Vordergrund der Tests stehen etwaige Sicherheitsmängel und Schadstoffe, aber auch die kindgerechte Gestaltung und Handhabung. Sie können bei konkreten Modellen eine Orientierung bieten, decken aber nur einen kleinen Teil des Marktes, zumal nur in größeren Abständen, ab. Daher ist der Erfahrungsschatz von Fachberatern sehr nützlich. Sie kennen die Vorzüge und großen wie kleinen Problemstellen der unterschiedlichen Modelle. Auch durch die ehrliche Rückmeldung von Kunden sowie durch die Beobachtung von Reparaturfällen verfügen sie über einen breiten Erfahrungshorizont.

Natürlich können auch befreundete Familien mit eigenen Eindrücken aushelfen. Die wunderbar inszenierten und immer auch stimmungserhellenden Instagram-Posts von Influencern hingegen sind durch die oftmals bezahlten, kommerziellen Kooperationen mit Herstellern als nicht objektiv anzusehen.  

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