Wenn ein Kommunikationsdesigner und seine Frau in Berlin die Köpfe zusammenstecken, wird schnell mal ein Start-up geboren. Im Fall von Mareike und Frederic Aue ist 2017 das Kindermodelabel Freh! entstanden. Schon dem Namen nach geht es frisch, fesch und frei zu. Von den gängigen Designs und Farben – oftmals pastellig oder naturnah – setzen sie ihre Entwürfe aus dem heimischen Atelier ab, ohne auf Nachhaltigkeit zu verzichten.
Denn Freh bietet angesagte, grafische Designs, sportliche Schnitte und versteht es, leuchtende Neonfarben einzusetzen. Auch der Verzicht auf Styles, die auf die kindlichen Geschlechterrollen abstellen, sind den beiden fremd. Und wer Freh gesehen hat, dem fällt sofort auf: Das ist auch gar nicht nötig. Man trägt, weil es gefällt!
Die Idee zu dem Label ist, wie so oft bei Kindermodemarken, kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Levke entstanden.
Schnell stellte sich nämlich heraus, dass Levke ein kleiner Wirbelwind war – und das hat ihre Eltern bei der Namenswahl inspiriert: Freh ist altdeutsch und bedeutet frech.
Übrigens hatte das Töchterchen auch bei den Designs von Anfang an ihre Hände im Spiel, genauer: ihre Füße. Denn die für das Label typischen Farbspritzer in Neonfarben sind ganz zufällig entstanden, als die Eltern Fußabdrücke von ihrer Tochter machen wollten. Dabei blieb es natürlich nicht aus, dass einige Spritzer danebengingen – direkt auf den damals noch markenfremden Body…
Das sieht besser als ausgedacht aus, müssen sich die beiden gedacht haben, und so wurde 2017 jedes Muster einzeln per Hand durch Spritzer gestaltet. Die Produktion erfolgt heute natürlich im Siebdruckverfahren.
Doch Gestaltung und Farbe ist das eine, der Schnitt das andere, damit aus allem ein Outfit werden kann.
Frederic und Mareike sind aktive Radsportler. Und so saß auch Levke früh im Fahrradsitz. Dabei stellten die Eltern für sich fest, dass es wenig schöne und gleichzeitig funktionale Kleidung für Kinder und noch weniger für Mädchen gab. Daher stand schnell fest: Mode von Freh ist für draußen, für unterwegs, für Aktivitäten mit Kindern.
„Bei Freh machen wir Mode für Kinder – und nicht für Jungs oder Mädchen. Uns ist essenziell wichtig, dass es keine funktionalen Einschränkungen durch geschlechterrollenspezifische Kleidungsstücke gibt. Außerdem sind unsere Prints frech und farbenfroh, dafür bekommen wir besonders von Kindern immer wieder super Feedback. Dabei achten wir auf neutrale Farbkombinationen und mixen vermeintlich durch Geschlechterrollen geprägte Farben wie Rosa und Rot ganz bewusst mit Grün oder Blau“, so die beiden Labelinhaber.
Die Produkte von Freh werden bis heute im hauseigenen Atelier der Familie in Berlin gefertigt – von der ersten Idee bis zur Konfektionierung. Alle Teile sind also „made in Berlin“, sogar handmade, um genau zu sein.
Bei den Materialien wird streng darauf geachtet, dass GOTS-zertifizierte Stoffe zum Einsatz kommen. Klar, dass alles schadstofffrei sein soll, zudem setzen die beiden möglichst auf regionale Lieferanten.
Die Produktion erfolgt als „Fashion-on-Demand“, entsteht also mit der Bestellung. Hier verbindet sich die Notwendigkeit, als kleines Label keine unkalkulierbaren Mengen vorzuproduzieren, mit der Nützlichkeit, nicht auch noch zur im Modebereich weitverbreiteten Überproduktion beizutragen.
Dafür können die beiden zum Beispiel auf die aktuelle Wetterlage reagieren. Kommt es, wie in den letzten Jahren ja häufiger, zu untypischen Witterungen, wie zum Beispiel einen verregneten Sommer oder einen warmen Herbst, dann wird in den Sommermonaten weniger luftige Kleidung produziert oder der Nachschub an dicken Sweatshirts ein paar Kalenderwochen nach hinten verschoben.
Klein zu sein hat also seine Vorteile. Und Freh zu sein, bietet neugierigen Eltern ungewöhnliche Kindermode, die nicht von der Stange kommt.